Bericht zur Schlüsselübergabe der Stein34-WG

Wie man eine Wohnung, aber nicht den Kampf aufgibt
(geht nur mit Unterstützung)

Am 2. Januar hat die letzte WG in der Großen Steinstraße 34 ihre Wohnung und die Schlüssel abgeben müssen. Hier folgt ein Bericht der Übergabe. 

Glücklicherweise mussten die Bewohner:innen diesen Gang nicht alleine beschreiten. Ab 16 Uhr hatten sich um die 20 solidarische Menschen vor der Stein34 zum Cornern eingefunden. Für die Übergabe kam dann eine Angestellte der Hausverwaltung “Immobiliencenter Halle” vorbei. Das ist eine relativ kleine Firma, die die Stein34 seit dem Kauf durch Jonas Bien Anfang 2022 verwalten soll und vor allem dadurch auffällt, dass sie sich gar nicht oder nur nach langer Wartezeit auf Mängelanzeigen und Fragen von Mieter:innen der Stein34 zurückmeldet. 

Die Angestellte der Hausverwaltung machte den WG-Bewohner:innen gleich zu Beginn deutlich, dass sie bloß keinen Ärger und nur die Zählerstände in der Wohnung ablesen wolle. Sie meinte, dass sie die Mängel an der Wohnung nicht interessieren würden, “da diese 10 Seiten füllen könnten und das Haus ja eh komplett saniert wird”. Tja, das stimmt. Sie wirkte auf uns aus nachvollziehbaren Gründen ziemlich nervös. Auf Nachfrage erzählte sie, dass sie eigentlich in der Buchhaltung der Hausverwaltung arbeite und normalerweise nicht für Wohnungsübergaben zuständig sei. Unserem Eindruck nach wurde hier eine mehr oder weniger unbeteiligte Person zu einem sehr unangenehmen Termin vorgeschickt. 

Die WG-Bewohner:innen gingen dann mit der Hausverwaltungsangestellten gemeinsam durch alle Zimmer der Wohnung. Dabei sprachen sie mit ihr über das Vorgehen des Vermieters Jonas Bien, kritisierten das Verhalten der Hausverwaltung gegenüber den anderen beiden Mietparteien und fragten sie, wie sie zu der Situation stünde. Sie vermied es, wie zu erwarten, sich deutlich zu positionieren, machte sich aber Notizen und versprach, die Kritik an ihre Chefin weiterzuleiten. Tenor war: ich mache hier nur meinen Job und kann nix machen, denn ich habe nix zu sagen

Interessant wurde es gegen Ende, als die Mieter:innen mit der Hausverwalterin über steigende Mieten und Nebenkosten sprachen. Unter diesen selbst zu leiden beklagte die Angestellte nämlich. Leider konnte sie aber nicht überzeugt werden, sich uns im Kampf gegen Entmietung und für Wohnraum für alle anzuschließen.

Nachdem alle Zählerstände abgelesen, alle Zimmer kontrolliert, alle Schlüssel übergeben und Unterschriften getätigt wurden, verließen die nun Ex-Bewohner:innen die Wohnung mit Tränen in den Augen. Die Hausverwalterin schloss die Wohnungstür hinter ihnen. Im Treppenhaus warteten die 20-30 Freund:innen, die vorher vorm Haus gecornert hatten, eine fing an zu rufen: “Die Häuser denen, die drin wohnen!” und alle stimmten ein. Für die Mieter:innen war das sehr wichtig und bewegend. 

Nun war die Wohnungstür zu und der Hausflur voll mit skandierenden Menschen, die keine Anstalten machten, sich zu bewegen. Die Hausverwalterin wurde etwas ungehalten und schrie, dass die Leute das Haus verlassen sollten. Als nichts passierte drohte sie damit anderenfalls die Bullen zu rufen. Daraufhin setzten sich die Menschen in Bewegung, dem traurigen Anlass angemessen in sehr langsamen andächtigen Schritten, Stufe für Stufe, rufend und klatschend das Treppenhaus hinunter und aus der Stein34 raus. 

Die Hausverwalterin haute schnell ab, dann wurde noch ne Weile vor dem Haus Musik gehört und in Erinnerungen geschwelgt. Der Tag hat uns als Stein34bleibt-Zusammenhang nochmal deutlich vor Augen geführt, wie enorm wichtig es ist, Menschen in ihren Mietkämpfen nicht alleine zu lassen. Danke an alle, die am 2.Januar dabei waren!

An dieser Stelle ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass wir zwar eine Wohnung in der Stein34 verloren haben, aber immer noch 2 Mietparteien im Haus wohnen! Die wohnen da seit Jahrzehnten und wollen bleiben, sie wehren sich gerade auf juristischem Weg dagegen, aus dem Haus gedrängt zu werden. Ihnen muss all unsere Unterstützung gelten! 

Der Kampf um die Stein34 ist noch nicht vorbei. Außerdem gibt’s genug andere Häuser in Halle, um die wir weiter kämpfen wollen. Vermieten bleibt ein scheiß Prinzip. Die Häuser denen, die drin wohnen! 

Kommt zur großen Demo am 18.02.

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